Warum gibt es ein Zeitgeist Spiel?


Eine Vorgeschichte

Ein kleines Mädchen schaute sich in an einem Aquarium ganz interessiert die bunten Fische an. Besonders angetan war sie von den bunten kleinen Fischen. Um diese besser sehen zu können, versuchte sie am Aquarium den Fisch wie bei einem Smartphone zu vergrößern.

Sie war enttäuscht, denn es funktionierte nicht.

Die Mutter versuchte dem Mädchen zu erklären, dass das Aquarium real sei und man die Technik deswegen nicht anwenden kann. Das Mädchen verstand die Welt nicht mehr.


Zurück zu den Wurzeln

Die Welt nicht mehr zu verstehen das kennen wohl auch die viele dementen Menschen in den stationären Einrichtungen. Überall hat die Medienwelt das Sagen. Alles ist digital, alles technisch.

Für die jüngeren ist das kein Problem, wohl aber für die vielen alten Menschen, die ihre Wurzeln in der Vergangenheit suchen. Sie Wünschen sich Betreuungspersonen und Pflegende, die über ihre Themen mit ihren reden können. Nicht digital sondern analog. Zurück zu einer face to face Kommunikation.

Das ist auch das Ziel dieses Erinnerungsspiels. Zurück zum Gespräch in dem der demente Bewohner das Sagen und die Kompetenz verspürt wichtig zu sein.


Die Idee

Als Dozent für psychobiografische Pflege erlebe ich die Pflegelandschaft seit vielen Jahren und bemerke eine zunehmende Unfähigkeit in der Kommunikation der Mitarbeiter.
Oft gilt die fehlende Zeit als Argument, aber ein wichtigerer Grund ist das Fehlen des Verständnisses für die Prägungszeit der alten Menschen. Schlüsselwörter aus der Zeit sind nicht weitergegeben worden und so haben wir in der Pflege und Betreuung ein echtes Problem.

Wenn ich nicht in das Gespräch zum Thema Ranzen, Stellmacher oder Kinderlandverschickung einsteigen kann, dann ergibt sich kein Gespräch. Nur nachfragen reicht da nicht aus.

Daher war es meine Idee, ein Spiel zu entwickeln, mit dem ein echter und intensiver Kontakt zu den Themen der Prägungszeit alter Menschen wieder möglich wird. Am besten eigenen sich dazu Bilder.
Ein Spiel das die Prägungen der letzten 4 Generationen umfasst, genau die Zeit auf der wir in unseren Erinnerungen bewusst, meist aber unbewusst zurückgreifen.
Diese Erinnerungen geben uns Halt und Wichtigkeit. Diese möchte man auch in einer Demenz erhalten.

Wie kann man es aber schaffen, Spaß am Erinnern zu haben. Spaß für den Erzähler, aber auch Spaß für den Zuhörer?

Ein Spiel schien mir da das naheliegendste. Ein Spiel das einen gewissen Rahmen vorgibt, aber noch viel Freiraum für individalität lässt.
Ein Spiel das Emotionen weckt und emotionale Geschichten hervorbringt. Ein Spiel, das in Gruppen Spaß macht, aber auch für Angehörige bei einem Besuch genutzt werden kann. Ein Spiel das ein wunderbares Gefühl entstehen lässt, etwas zur gemeinsamen Sache zu machen.


Den Zeitgeist wecken

Diese Welt in der sich die Bewohner noch auskennen, dieses „Anderland“ ist der Beginn für eine emotionale Biografiearbeit.

Mit dem Zeitgeist Spiel können sie einen Zugang finden und längst verschüttete Erinnerungen wiederbeleben.
Die Sprache und die Wachheit wird gefördert und ganz nebenbei lernt der Mitarbeiter aus der digitalen Welt neues aus dem „Anderland“.

Als Dozent im ENPP habe ich unzählige male Erlebt, wie scheinbar hoch demente Menschen durch den Kontakt mit diesem Spiel aufgelebt sind. Sie erzählten, waren wacher als üblich und genossen die Rolle des „Chefs „ im Gespräch.
Mitarbeitern blieb da nur ein Staunen über die Kraft die eine emotionale Biografiearbeit mit diesem Impulsbilder wecken kann.

Durch die Kenntnis der positiv besetzten Schlüsselwörter finden die Mitarbeiter auch für ihre alltägliche Pflege und Betreuung einen Zugang. Die Gesprächsthemen erweitern sich und diese Themen sind auch wunderbar geeignet um Verhaltenseigenarten der Bewohner viel besser zu verstehen.
Oft ist das Verhalten der dementen Bewohner kein Symptom der Demenz, sondern ein Ergebnis der gelebten Biografie.

In jedem Fall erhöht sich der Respekt vor dem Lebensabitur des alten Menschen und wird in Wertschätzung und emotionaler Nähe in der Praxis umgesetzt. 


Das Ergebnis Jahrelanger Arbeit

Jetzt wo die erste Fassung des Spiel fertiggestellt wurde, blicke ich auf 10 Jahre Arbeit zurück.
10 Jahre des Sammelns und Suchens nach Bildern und Erinnerungen, die ein Aufleben der Seele bewirken können.

Dieses Spiel wäre ohne den entscheidenen Anstoß von meinem Lehrmeister Professor Erwin Böhm aus Österreich und meiner Chefin Frau Marianne Kochanski vom ENPP nie zustande gekommen.
Ihnen gilt mein größter und tiefster Dank für diesen Impuls und die Unterstützung meiner Arbeit.


Danksagungen

Neben der Großen Dankbarkeit für Prof. Erwin Böhm und Marianne Kochanski gibt es noch weitere Personen die erwähnt werden müssen.

Hierzu zählt Prof. Dr. Franz Vonwald, der das Interesse an der Geschichte älterer Menschen bei mir geweckt hat.

Mein Dank gilt den Schülern aus den Grundkursen zum psychobiografischen Pflegemodell, die das Spiel auf Praxistauglichkeit geprüft haben und wunderbare emotionale Geschichten zu den Bildern geliefert haben.

Viele Fotos des Spiels gehören zum kollektiven Gedächtnis. Ohne diese aussagekräftigen Fotos hätte das Spiel nicht die Kraft zum Erinnern. Der bekannte Heimatforscher Hans Hermann Storm aus Rendsburg hat mir aus seinem wunderbaren Archiv viele Bilder zur Verfügung gestellt, die ich nutzen darf. Dafür mein größter Dank.

Ebenso bedanke ich mich für die freundlichen Lizenzgaben von dem Archiv Georg Eurich, sowie dem Archiv von Eugen Sauter.

Die Bilder aus dem Hauschild Archiv wurden vom Museum Hannover bereitgestellt.

Viele Stunden habe ich im Fotoarchiv von Theodor Möller verbracht und konnte dank der freundlichen Unterstützung gute Motive finden und für das Spiel nutzen.

Die Bilder aus dem Hessenbauer Archiv wurden zur Nutzung von der gleichnahmigen Zeitung bereitgestellt.

Weiterhin möchte ich mich bei dem Landwirtschaftmuseum, dem Schulmuseum Hollingstedt, den 50ziger Jahre Museum Bremerhaven und Kiel und dem Universitätsarchiv Rostock für die Bilder von Eschenburg bedanken.

Ebenso gehört das Bosch Archiv mit in die Liste der Dankbarkeit.

Nicht bei allen Bildern war es mir möglich die Urheberrechte ausfindig zu machen, sollte Ansprüche entstehen bitte melden sie sich bei mir.

- Dirk Wiedemann